Tauchen auf Island

 

 

Ende Juli 2007 bin ich für 9 Tage zum Tauchen nach Island geflogen. Hauptgrund war das Tauchen im Silfra-See sozusagen zwischen den Kontinenten, da die amerikanische und die europäische Kontinentalplatten sich bei Island aus dem Meer erheben.

 

Das Wetter in diesem Sommer bot Lufttemperaturen zwischen 12 und 15 Grad häufiger mit Sonne, aber auch der typische isländische Regen stellte sich gelegentlich ein.

 

Die ersten beiden Tauchgänge gingen aber ans Meer (Wassertemperatur 8 Grad) und wurden bei ordentlichen Westwinden mit in die Bucht hereinrollendem Schwell im „Windschatten“ einer verlassenen Hafenpier durchgeführt. Ich fand es schon recht anspruchsvoll bei 3m Sicht, reichlich aufgewirbelten Sedimenten und einer unterwärts nach See ziehenden Strömung beim Verlassen des schützenden „Schattens“ der Pier zu tauchen. Auffallend die vielen großen Plattfische, die übereinander am Boden lagen und die Seesterne beim Vertilgen von toten Fischen zu sehen.

 

 

Der 2. Tauchtag im Meer an einer anderen Stelle war auch so ein Highlight. Diesmal tauchten wir im Kelp und unser Guide wollte unbedingt schnell tiefes Wasser erreichen. Also legte er ein unheimliches Tempo vor, so dass die Gruppe aus „älteren“ Herren nicht so schnell folgen konnte. Wiederholt mussten wir uns an der Oberfläche wieder suchen und beendeten den Tauchgang als Zweierteams getrennt voneinander mit größerer Ruhe.

 

 

Dann aber Tauchen im Gletschersee Silfra. Das hatte wirklich was. Das Wasser des 50km entfernten Gletschers war durch poröses Gestein gefiltert worden, war somit klares, trinkbares Süßwasser und sammelte sich zwischen den auseinanderdriftenden Kontinentalplatten. Die Wassertemperatur betrug 2 Grad (+!). Beim Einstieg war die Wasserfläche etwa 8m breit, und es herrschte eine ganz leichte Strömung durch immer nachfließendes Wasser. Die Sicht war absolut klar. Man tauchte so auf 15m ab und gelangte nach 100m zu einer steil ansteigenden Sandkante, an der entlang man bis auf 5m Wassertiefe in der so genannten Lagune landete. Und hier konnte man sicher 100m bis ans andere Ufer sehen. An einigen Stellen war diese Lagune nur 1m tief, aber die aufgewirbelten Sedimente wurden schnell von der Strömung fort getragen, die Sicht war immer perfekt. Von den Felsen hingen in langen Fäden grüne Algen herab, gleichzeitig wuchsen Pflanzen bis zur Oberfläche, alles spiegelte sich in dem ruhigen glasklaren Wasser. Es war eine unwirkliche, bizarre, mystische Welt, wirklich nur schwer zu beschreiben, atemberaubend und grandios. Wenn man durch die senkrecht hoch wachsenden Pflanzen hindurchtauchte, dann kam man an einen Nebensee, der sich tiefblau färbte, da es bis auf 50m Tiefe runter ging. Und auch diese Farben spiegelten sich an der Wasseroberfläche, wirklich eine außergewöhnliche Unterwasserwelt, die man nur hier findet.

 

Wir tauchten dann in sehr schmalen Canyons zurück, mal auf 20m, dann in Tunneln wieder hoch auf 5m, auch ein wenig hoffend, es möge jetzt bitte kein Erdbeben kommen und die Felsbrocken, die über einem verkeilt sind, in Bewegung versetzen.

 

Die im Wechsel folgenden Tauchgänge im Meer bei besserem Wetter zeigten eine interessante atlantische Unterwasserwelt mit großen Seeteufeln, Kelp, Plattfischen und vielen Einsiedlerkrebsen. Man kann sich auch hierfür begeistern.

 

Hätte es dann noch die Ausfahrt in den Norden Islands zu einem geothermalen Schlot gegeben, der sich bis auf 15m Tiefe unter die Oberfläche gehoben hatte, dann wäre es fast perfekt gewesen. Aber innerhalb von 2 Tagen konnte ich den rückenkranken Guide auch nicht mehr fit machen.

 

Also, Island ist total interessant, die Tauchbasis (www.dive.is)  war schon okay, die Leute nett und absolut kompetent. Man wurde immer von seiner Unterkunft abgeholt, und es mussten wirklich etliche Kilometer mit dem Auto zurückgelegt werden.  Es hat viel Spaß gemacht, nur über die Preise auf dieser Insel darf man wirklich nicht nachdenken.

 

 

 

Jens Kohfahl